Nahverkehr: Kostenfrei und flächendeckend

Die Angst um eine gesicherte Existenz kann durch Investition in eine moderne Infrastruktur, eine nachhaltige Landwirtschaft und eine umweltbewusste Landesentwicklung weichen. Dies muss letztlich mit einer ökologisch sozialen Mobilität kombiniert werden.


Denn Mobilität ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres täglichen Lebens: Die Erreichbarkeit von Bildungs- und Kulturstätten, sozialer Austausch sowie die demokratische Teilhabe insgesamt basieren darauf. Die Mobilität im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Im aktuellen Mobilitätssystem erfolgt die Bewältigung der zurückgelegten Strecken überwiegend durch den motorisierten Individualverkehr (MIV). Neben der ökologischen Bedeutung der Mobilität im ländlichen Raum ist mit dem Thema auch eine soziale Dringlichkeit verbunden. Denn Defizite in der Daseinsvorsorge führen zu vergleichsweise mangelhaften Versorgungsangeboten von Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs und damit zur Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen. Mobilität neu denken heißt, ökologische Vernunft und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen zu beachten. Mit einer sozialverträglichen Tarifgestaltung soll allen Menschen in Thüringen der öffentliche Personenverkehr zugänglich gemacht werden. Das Azubiticket ist ein Anfang.


Ziel ist es, einen kostenfreien und flächendeckenden öffentlichen Personenverkehr in ganz Thüringen anzubieten. Der Thüringer Verkehrsverbund bietet die Chance, landesweite Tarife und abgestimmte Takte zu entwickeln. Ein solcher Verbund bietet die Möglichkeit, eine landesweit gültige Jahresnetzkarte zu entwickeln und flächendeckende Sozialtarife einzuführen.

 

Überall verbunden


Geht es um das Thema Mobilität, steht eines ganz klar fest: Es macht einen Unterschied, wo man wohnt. Während in der Stadt lebende Menschen den Bus oder auch die Straßenbahn nutzen können und schnell mit Zügen in der Region unterwegs sind, wissen Bewohner:innen vieler kleiner Gemeinden mit vergünstigten Tickets, wie dem 9-Euro -Ticket, oder Fahrgutscheinen wenig anzufangen. Dort hält der Bus allenfalls als Schulbus zweimal an einem Schultag. An den Wochenenden oder in den Ferien, also an nahezu der Hälfte der Tage im Jahr, fährt überhaupt kein Bus. Auch der nächste Bahnhof ist nur mit dem Auto erreichbar. Einmal im Auto sitzend drängt sich die Frage auf, warum man auf dem Weg in die Stadt überhaupt noch das Verkehrsmittel wechseln sollte. Deswegen macht es auch keinen Sinn, alleine vergünstigte ÖPNV-Tickets zu fordern, wenn nicht gleichzeitig die Anbindung von Bussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln in der Fläche ausgebaut und gesichert wird. Die Erfahrungen voller Busse und Bahnen zeigen doch auch, dass die Menschen bereit sind, ihr Auto stehen zu lassen, wenn ein Ticket für alles bezahlbar und unkompliziert zur Verfügung steht, aber eben auch Busse und Bahnen fahren.
Für den ländlichen Raum heißt das nicht, dass nun immer und überall große Busse halten oder Schienen bis in das letzte Dorf verlegt werden müssen. Anders als in der Stadt müssen Verkehrsmittel und Angebote miteinander verzahnt werden. Ladestationen und Garagen für E-Bikes, Rufbus und Sammeltaxis, vertaktete Anschlüsse regionaler und überregionaler Buslinien sowie Regionalbahnen im S-Bahn-Takt zwischen den Zentren. Mit einem integrierten Verkehrskonzept schaffen wir Mobilitätsangebote landesweit für gleichwertige und gute Lebensverhältnisse überall in Thüringen.